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"... Endlich ist sie da, die Gesamteinspielung der Violinsonaten und Partiten von Bach ... auf Gitarre. ...ein Musiker, der eine dezidierte Meinung zum Thema Bach kundtut, vor seiner Heiligkeit nicht in die Knie geht, sondern sich der Konfrontation stellt ..."


Gitarre & Laute, Peter Päffgen 1995



CD Sonaten und Partiten für Violine solo, transkribiert für Gitarre von J.S. Bach

1994 | academica | 25 € | CD bestellen

Bachs äußerlich eher unspektakulär verlaufendes Leben steht im schärfsten Kontrast zu seinem alle musikalischen Grenzen überschreitenden gewaltigen Schaffen. Singuläre Meisterwerke, Orchesterwerke, und seine einzigartige Kammermusik prägen das Bild dieses Meisters.

Seine Anstellung als Hofcompositeur in Köthen (1717-1723) brachte ihn in Kontakt mit hervorragenden Instrumentalisten und so fällt in diese Zeit die Komposition der Brandenburgischen Konzerte ebenso wie die Suiten für Violoncello und der Sonaten und Partiten.

Einige Jahrzehnte vor Bachs Zeit entwickelte sich in Deutschland eine Tradition des unbegleiteten Violinspiels, die von H.I. Franz Biber und J. Paul von Westhoff mit anspruchsvollen Werken begründet wurde.

Ohne Zweifel kannte Bach diese Werke und war mit ihnen vertraut, und so verwundert es nicht, dass sich Bach der Violine zuwandte. Auf welche Weise er das tat, und in welchen Dimensionen er für dieses Instrument schrieb, ist allerdings weniger leicht zu erklären. Für wen, zu welchem Anlass, aus welchem inneren Bedürfnis Bach mit einem Wurf sechs derartige unbegleitete Kompositionen schuf, entzieht sich fast gänzlich unserer Kenntnis.

Die sechs Sonaten und Partiten sind zusammengesetzt aus je drei Werken zweier Formgattungen, der Sonate und der Partita.

Im eigentlichen Sinn handelt es sich bei der Fassung für Gitarre nicht um eine Transkription, da die musikalische Substanz völlig unangetastet blieb.

Formal sind die drei Sonaten gleich gestaltet. Auf einen langsamen Einleitungssatz folgt als musikalischer Mittelpunkt der Sonate eine Fuge. Der dritte Satz bildet dann einen gewissen Ruhepunkt, bevor dann ein schneller virtuoser Satz die Sonate beschließt. Hörbeispiele: Sonata I - Adagio ♫ 1:17, Sonata II - Andante ♫ 1:42, Sonata III - Largo ♫ 2:36
 
Im Gegensatz zu den Sonaten variiert er in den Partiten die Form. Sie bestehen aus einer Folge von Tanzsätzen. Hörbeispiele: Partita I - Sarabande-Double ♫ 1:56, Partita II - Ciaccona ♫ 2:14, Partita III - Preludio ♫ 4:02

Bach läßt uns in eine musikalische transzendierte Welt des höfischen Tanzes und der höfischen Eleganz eintreten. Er ist eben nicht nur der Meister der großen Konstruktion und Disposition der Mehrstimmigkeit, sondern er vermag es ebenso, Stimmung und Atmosphäre zu erzielen. Er konnte eben alles!

Das umfangreichste Werk ist die Partita in d-Moll. Sie fängt eigentlich formal streng an: Allemande, Courante, Sarabande und Gigue. Damit wäre eine Partita oder Suite eigentlich komplett und jetzt geschieht Ungeheuerliches. Bach setzt einen monumentalen Satz an das Ende, der die vier vorangegangen an Länge sogar übertrifft. Es ist die berühmte Chaconne in d-Moll, der wohl kein Musiker oder Komponist seine Bewunderung versagt haben dürfte. Das majestätische Chaconne-Thema durchläuft eine gewaltige Kette von Variationen, deren Gefühlspalette von höchster Dramatik bis zu innigster Empfindung reicht (♫ 2:14).

Ich denke, man darf sagen, wenn Bach dieses eine Stück komponiert hätte, hätte es schon zur Unsterblichkeit gereicht.

Als ich 1985 die Sechs Sonaten und Partiten in Salzburg spielte, kam nach dem Konzert ein Violinprofessor des MOZARTEUMS auf mich zu und sagte: „Wenn man die spielt…dann ist man sehr allein…“ er machte eine Pause… „allein mit den Sternen!“

Kritiken

"... Fazit: die Einspielung der „Sechs Sonaten und Partiten" von Stephan Stiens bietet weit mehr als die Sensation einer Weltpremiere, sondern ist die kongeniale Umsetzung eines Zyklus von gedanklich-kompositorischen Meisterwerken der Musikliteratur, wobei die technische Brillanz über die Stiens verfügt, nie zum Selbstzweck wird, sondern immer der Interpretation dient ..." (Werbe-Spiegel, Helmar Klier 1995)

„…ein Griff nach den Sternen: Mit seiner Gesamteinspielung der Violin-Solostücke von Johann Sebastian Bach traut sich der Münchner Gitarrist Stephan Stiens Ungeheueres – und kann dabei souverän bestehen…“ (Süddeutsche Zeitung, Reinhard J. Brembeck 1998)