CD Sonaten und Partiten für Violine solo, transkribiert für
Gitarre von J.S. Bach
1994 | academica | 25 € | CD
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Bachs äußerlich eher unspektakulär verlaufendes Leben steht im
schärfsten Kontrast zu seinem alle musikalischen Grenzen
überschreitenden gewaltigen Schaffen. Singuläre Meisterwerke,
Orchesterwerke, und seine einzigartige Kammermusik prägen das
Bild dieses Meisters.
Seine Anstellung als Hofcompositeur in Köthen (1717-1723)
brachte ihn in Kontakt mit hervorragenden Instrumentalisten und
so fällt in diese Zeit die Komposition der Brandenburgischen
Konzerte ebenso wie die Suiten für Violoncello und der Sonaten
und Partiten.
Einige Jahrzehnte vor Bachs Zeit entwickelte sich in Deutschland
eine Tradition des unbegleiteten Violinspiels, die von H.I.
Franz Biber und J. Paul von Westhoff mit anspruchsvollen Werken
begründet wurde.
Ohne Zweifel kannte Bach diese Werke und war mit ihnen vertraut,
und so verwundert es nicht, dass sich Bach der Violine zuwandte.
Auf welche Weise er das tat, und in welchen Dimensionen er für
dieses Instrument schrieb, ist allerdings weniger leicht zu
erklären. Für wen, zu welchem Anlass, aus welchem inneren
Bedürfnis Bach mit einem Wurf sechs derartige unbegleitete
Kompositionen schuf, entzieht sich fast gänzlich unserer
Kenntnis.
Die sechs Sonaten und Partiten sind zusammengesetzt aus je drei
Werken zweier Formgattungen, der Sonate und der Partita.
Im eigentlichen Sinn handelt es sich bei der Fassung für Gitarre
nicht um eine Transkription, da die musikalische Substanz völlig
unangetastet blieb.
Formal sind die drei Sonaten gleich gestaltet. Auf einen
langsamen Einleitungssatz folgt als musikalischer Mittelpunkt
der Sonate eine Fuge. Der dritte Satz bildet dann einen gewissen
Ruhepunkt, bevor dann ein schneller virtuoser Satz die Sonate
beschließt. Hörbeispiele:
Sonata
I
- Adagio ♫ 1:17,
Sonata
II
- Andante ♫ 1:42,
Sonata
III
- Largo ♫ 2:36
Im Gegensatz zu den Sonaten variiert er in den Partiten die
Form. Sie bestehen aus einer Folge von Tanzsätzen. Hörbeispiele:
Partita
I
- Sarabande-Double ♫ 1:56,
Partita
II
- Ciaccona ♫ 2:14,
Partita
III
- Preludio ♫ 4:02
Bach läßt uns in eine musikalische transzendierte Welt des
höfischen Tanzes und der höfischen Eleganz eintreten. Er ist
eben nicht nur der Meister der großen Konstruktion und
Disposition der Mehrstimmigkeit, sondern er vermag es ebenso,
Stimmung und Atmosphäre zu erzielen. Er konnte eben alles!
Das umfangreichste Werk ist die Partita in d-Moll. Sie fängt
eigentlich formal streng an: Allemande, Courante, Sarabande und
Gigue. Damit wäre eine Partita oder Suite eigentlich komplett
und jetzt geschieht Ungeheuerliches. Bach setzt einen
monumentalen Satz an das Ende, der die vier vorangegangen an
Länge sogar übertrifft. Es ist die berühmte Chaconne in d-Moll,
der wohl kein Musiker oder Komponist seine Bewunderung versagt
haben dürfte. Das majestätische Chaconne-Thema durchläuft eine
gewaltige Kette von Variationen, deren Gefühlspalette von
höchster Dramatik bis zu innigster Empfindung reicht (
♫
2:14).
Ich denke, man darf sagen, wenn Bach dieses eine Stück
komponiert hätte, hätte es schon zur Unsterblichkeit gereicht.
Als ich 1985 die Sechs Sonaten und Partiten in Salzburg spielte,
kam nach dem Konzert ein Violinprofessor des MOZARTEUMS auf mich
zu und sagte: „Wenn man die spielt…dann ist man sehr allein…“ er
machte eine Pause… „allein mit den Sternen!“
Kritiken
"... Fazit: die Einspielung der „Sechs Sonaten und Partiten" von
Stephan Stiens bietet weit mehr als die Sensation einer
Weltpremiere, sondern ist die kongeniale Umsetzung eines Zyklus
von gedanklich-kompositorischen Meisterwerken der
Musikliteratur, wobei die technische Brillanz über die Stiens
verfügt, nie zum Selbstzweck wird, sondern immer der
Interpretation dient ..." (Werbe-Spiegel, Helmar Klier 1995)
„…ein Griff nach den Sternen: Mit seiner Gesamteinspielung der
Violin-Solostücke von Johann Sebastian Bach traut sich der
Münchner Gitarrist Stephan Stiens Ungeheueres – und kann dabei
souverän bestehen…“ (Süddeutsche Zeitung, Reinhard J. Brembeck
1998)